Was sind ätherische Öle?
Ätherische Öle sind hochkonzentrierte, flüchtige Substanzen, die von Pflanzen innerhalb ihres Stoffwechsels produziert und in verschiedenen Pflanzenteilen, wie Wurzeln, Blätter, Früchten, Schalen und Blüten in Öldrüsen gespeichert werden.
Chemisch gesehen sind ätherische Öle komplexe Vielstoffgemische, die aus bis zu mehreren hunderten Substanzen bestehen. In der jeweiligen Pflanze sind diese als einzigartige Kombination angeordnet. Hauptbestandteile sind dabei Terpene, Ester, Phenole, Oxide, Aldehyde und Ketone.
Pflanzen nutzen ätherische Öle als chemische Abwehrstoffe gegen Fressfeinde wie Insekten, Bakterien, Pilze und Viren. Diese Substanzen können toxisch wirken oder einfach abschreckend riechen. Zudem schützen ätherische Öle die Pflanzen vor schädlicher UV-Strahlung und Krankheiten. Die Duftstoffe dienen als Lockstoffe für bestäubende und samenverbreitende Tiere.
Duftprofile: Kopf- Herz- und Basisnoten
Ätherische Öle (auch: etherische Öle, [etherartig, wie Ether flüchtig]) können in verschiedene Duftschwerpunkte eingeteilt werden. Dabei unterscheidet man zwischen Ölen mit einer Kopf,- Herz,- oder Basisnote.
Düfte mit einer Kopfnote werden als erfrischend, anregend und konzentrationsfördernd charakterisiert. Sie sind leicht flüchtige Düfte (ca. 1 bis 2 Stunden) mit einem frischem, spitzigem und kurzem Duftverlauf. Beispiele hierfür sind Nadelhölzer, Pfefferminz, Rosmarin oder Zitrusöle.
Düfte mit einer Herznote wirken harmonisierend, ausgleichend und sinnlich anregend. Sie sind mittelschnell verflüchtigende Öle (ca. 2 bis 4 Stunden) und bestimmen das Thema der Duftmischung. Beispiele sind blumige, liebliche und weiche Düfte wie Lavendel, Palmarosa, Rose oder Rosengeranie.
Düfte mit einer Basisnote hingegen können kräftigend, zentrierend, stabilisierend und erdend wirken. Sie sind sehr langsam verflüchtigende Öle (ca. 2 bis 5 Stunden) und charakterisieren holzige, schwere, erdige, tiefe und balsamische warme Düfte wie Benzoe, Sandelholz, Zeder oder Vanille.
Charakteristische Eigenschaften ätherischer Öle
Ätherische Öle sind:
- ölige, leicht verdampfende Extrakte aus Pflanzen oder Pflanzenteilen
- stark riechende Substanzen
- wasserunlöslich: Ätherische Öle schwimmen tropfenförmig an der Oberfläche
- fettlöslich: mischbar mit fetten Ölen oder anderen fetthaltigen Stoffen, wie Sahne
- löslich in Alkohol
- reich an Inhaltsstoffen: Jedes ätherische Öl enthält eine Vielzahl organischen Verbindungen, die den Duft und die Wirkung ausmachen
- können die Hautbarriere durchdringen
So gewinnen wir kostbare ätherischer Öle
Wasserdampf-Destillation
Die Wasserdampf-Destillation ist die gebräuchlichste Methode zur Gewinnung ätherischer Öle. In einem Destillationsapparat, auch Alambik genannt, wird Wasserdampf durch das Pflanzenmaterial geleitet. Bei Temperaturen von etwa 100 Grad Celsius zerstört der Dampf die pflanzlichen Zellwände und transportiert die Duftmoleküle mit sich. Diese steigen mit dem Dampf auf, werden in einer Kühlschlange abgekühlt und kondensieren.
Das Kondensat, bestehend aus Hydrolat (Blütenwasser) und ätherischem Öl, wird in einer Florentiner Flasche getrennt. Das ätherische Öl schwimmt aufgrund seiner geringeren Dichte meist an der Oberfläche und kann abgeschöpft und gefiltert werden.
Hydrolate entstehen als Nebenprodukt der Wasserdampfdestillation ätherischer Öl-Pflanzen, man bezeichnet sie deshalb auch als Pflanzenwasser. Sie enthalten nur sehr geringe Mengen wasserlösliche, leicht flüchtige, duftende Komponenten der destillierten Pflanze und sind dadurch besonders mild und hautfreundlich.
Wasserdestillation
Die Wasserdestillation ist die älteste Methode zur Gewinnung von Naturstoffsubstanzen. Dabei wird das Pflanzenmaterial direkt mit Wasser vermischt und so lange gekocht, bis kein ätherisches Öl mehr kondensiert werden kann. Diese Methode eignet sich besonders für hitzestabile Pflanzenstoffe.
Extraktion
Bei der Extraktion mit Lösungsmitteln wie Hexan oder Ethanol werden die Pflanzenbestandteile erhitzt, bis sich das ätherische Öl vollständig gelöst hat. Das Lösungsmittel wird dann unter Vakuum abdestilliert, wodurch eine farbige, lösungsmittelfreie Masse, das sogenannte Concrete, entsteht. Dieses wird mit Alkohol weiterverarbeitet und gefiltert, um die Wachse zu entfernen und das reine Absolue zu gewinnen.
Kaltpressung
Dieses schonende Verfahren wird vor allem zur Gewinnung von ätherischen Ölen aus Zitrusfrüchten verwendet. Die Fruchtschalen werden zerkleinert, mit wenig Wasser vermischt und maschinell kaltgepresst. Das Wasser-Öl-Gemisch wird zentrifugiert, wodurch sich das leichtere Schalenöl vom Wasser trennt. Das ätherische Öl der Zitrusfrüchte enthält natürliches Wachs der Schale, das bei naturreinen Ölen nicht herausgefiltert wird.
Enfleurage
Enfleurage ist eine der ältesten und aufwendigsten Methoden zur Gewinnung ätherischer Öle, die heute kaum noch angewendet wird. Diese Methode eignet sich hervorragend für zarte Blumendüfte wie Jasmin, Rose oder Veilchen. Dabei werden die Blüten auf eine Schicht aus tierischem Fett oder Pflanzenöl gelegt, das den Duft aufnimmt. Nach mehreren Wochen wird das duftgesättigte Fett mit Alkohol vermischt, um die Blütenessenzen zu extrahieren.
Kohlendioxid-Extraktion
Diese moderne Methode nutzt hohen Druck (75 bar) und niedrige Temperaturen (31 Grad Celsius), um Duftmoleküle aus dem Pflanzenmaterial zu lösen. Der resultierende Duft ähnelt stark dem natürlichen Aroma der Pflanze. Diese Methode liefert ein ätherisches Öl, das in seiner chemischen Zusammensetzung deutliche Unterschiede zu destillierten Ölen aufweist.
Fazit
Bereits seit Menschendenken werden die Öle zum Heilen, für das Wohlbefinden, bei religiösen Zeremonien oder für kosmetische Zwecke angewandt. Im Zweiten Weltkrieg setzte der französische Arzt Jean Valnet verschiedene ätherische Öle erstmals zur Wunddesinfektion und -heilung ein. Sein 1964 veröffentlichtes Buch mit dem Titel „Aromatherapie“ verhalf der neuen Heilkunde bei der Verbreitung im europäischem Raum, aus der sich später die sogenannte „Aromapflege“ als begleitende Pflegeanwendung entwickelte.
Wichtige Hinweise einer Aromaexpertin
"Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Substanzen. Wir sollten sie daher nie unverdünnt verwenden – mit wenigen Ausnahmen wie Lavendelöl, das man bei Verbrennungen auch tropfenweise direkt auf die Haut aufgetragen kann. Eine falsche Anwendung sowie innerliche Einnahmen ohne Fachwissen können zu schwerwiegenden Hautreizungen und anderen Nebenwirkungen führen. Es ist daher sehr wichtig, ätherische Öle immer mit einem Trägeröl zu verdünnen und bei der Anwendung bedacht und vorsichtig zu sein. Düfte wecken Erinnerungen. Deswegen: verwende nur Duftstoffe, die für dich angenehm riechen und bestenfalls mit positiven Gefühlen verknüpft sind."
Elke, Gründerin & zertifizierte Aromaexpertin